Durch den Dschungel und zurück

von HP-Freak

Disclaimer: Meine Geschichte
Rating: Ab 6


„Nun, Neville, was meinst du?“
Luna, die mittlerweile den Klitterer von ihrem Vater übernommen hatte, drückte ihrem Freund die neueste Ausgabe in die Hand.
Neville, der die Stelle von Professor Sprout als Kräutekundelehrer übernommen hatte, blätterte sie von vorne bis hinten durch. Er fand einen Bericht über die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Schrumpfhörnigen Schnarchkackler, was ihn offengestanden nicht wirklich interessierte, aber Luna zuliebe las er ihn sich durch, blätterte weiter und fand einen Artikel über violett-rot karierte arabische Knollen. Neville musste grinsen.
„Luna, ich glaub, du hast da einen Fehler gemacht“, sagte er.
„Wo denn? Nein … Die gibt es wirklich!“
„Das wüsste ich aber. Meinst du nicht, ich kenne mich in diesem Gebiet etwas besser aus? Du musst mir schon beweisen, dass es diese … diese Knollen gibt.“
Also reisten Luna und Neville – und zwar nicht nach Saudi-Arabien, was bloß logisch gewesen wäre, sondern nach Indonesien. Neville sagte nichts. Er fand Luna toll – aber auf dem Gebiet Klitterer teilte er ihre Meinung überhaupt nicht. Und da hätte er auch nichts ausrichten können. Luna war besessen – von allem, was außergewöhnlich war und allem, was in ihrer Fantasie existierte. Die verrücktesten Wesen und Pflanzen. Seit sie den Klitterer vor 5 Jahren von ihrem Vater übernommen hatte, war es nur noch schlimmer geworden.

Nun waren sie also in irgendeiner Ecke von Indonesien, die er nicht kannte. Es war warm – nein, es war heiß. Die Bäume warfen Schatten, aber es half nichts. Sie liefen in einen Wald. Neville hätte schon nach wenigen Metern nicht mehr sagen können, welcher Weg zurückführte. Das überließ er lieber Luna. Nevilles Merkfähigkeit hatte sich nicht verbessert. Er hörte lautes Geschrei und warf sich flach auf den Boden. Aus einem Baum kam ein wunderschöner Phönix geflogen. Er setzte sich auf seine Schulter. Luna kicherte.
„Kommst du dann oder willst du lieber liegen bleiben?“
Neville stand auf. Er war knallrot im Gesicht. Er lief weiter, als ob nichts gewesen wäre.
„Was ist? Nicht so langsam!!!“
Er beschleunigte seine Schritte und stolperte sogleich über eine Baumwurzel. Er schlug der Länge nach hin, mit dem Gesicht auf dem Boden. Luna reichte ihm die Hand und zog ihn hoch.
„Vielleicht sollten wir erst mal eine Pause machen? Ich habe Butterbier dabei und Kesselkuchen.“
Sie setzten sich und aßen und tranken. Es schmeckte köstlich. Dann ging es weiter. Nach einer Stunde Fußmarsch blieb Luna endlich stehen.
„Hätten wir nicht apparieren können?“, maulte Neville. „Das hätte mir den morgigen Muskelkater erspart …“
Luna aber erwiderte nur: „Psst. Spürst du nicht die positiven Schwingungen? Dies ist ein heiliger Ort. Hierher kann man nicht apparieren. Das würde die Ruhe dieses Ortes stören. Hier lebten vor circa 376 Jahren die ersten Schrumpfhörnigen Schnarchkackler – bevor sie nach Japan aussiedelten. Die Zauberer haben diesen Ort schon zu sehr zerstört. Nur wer diese Welt verstehen will, kann sie auch verstehen.“
„Und was hat das ganze jetzt mit den Knollen zu tun?“
Luna erklärte, dass die Knollen hier irgendwo sein müssten. Also suchten sie.
Dann sagte Luna: „Psst. Neville, schau mal da. Ganz hinten, da ist eine.“
Und Neville schaute und musste feststellen, dass er so etwas bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Aber er musste auch feststellen, dass es keine Knolle war, was dort hinten wuchs. Es war eine Mischung aus Ringelblüten und Feuertänzern, die man beide zur Herstellung von Zaubertränken verwendete und die dazu noch unheimlich selten waren.
„Ich hab's ja gesagt: Arabische Knollen“, sagte Luna.
Neville hörte das nicht. Er bestaunte noch immer diese einzigartige Pflanze. Er holte eine Schaufel aus seinem Rucksack und begann die Pflanze auszubuddeln.
Luna wurde wütend: „Das kannst du doch nicht machen! Hier muss es bleiben, wie es ist. Das ist eine einzigartige Welt!“
Nach einigen Minuten, in denen sie diskutierten, musste Neville sich geschlagen geben, aber er kam nicht umhin noch ein Foto zu machen. Luna guckte wütend und genervt.
„Gehen wir dann? Jetzt, wo ich ausnahmsweise auch mal recht hatte?“
„Luna. Jetzt sei doch nicht so … Ich hab ja auch nicht immer recht.“
Neville gab Luna einen Kuss auf die Stirn und schaute sie an.
„Ich liebe dich. Auch wenn du manchmal ein bisschen verrückt bist. Jeder hat Macken. Meine kennst du ja auch zur Genüge“
Er grinste verlegen. Und dann ging es den ganzen Fußmarsch durch den in der Dämmerung noch gruseliger wirkenden Wald zurück. Überall hörten sie komische Geräusche. Rascheln, Knistern. Neville drehte sich alle fünf Meter um.
„Ich find das nicht gut. Ich find das nicht gut“, murmelte er ständig vor sich hin. Sein Umhang flatterte im Wind. Er zitterte und zog den Umhang zu.
„Wie weit ist es denn noch?“, fragte Neville Luna.
„Jetzt stell dich nicht so an, verdammt noch mal. Die paar Meter. Bist du denn gar nicht gewöhnt?“
„Ach was … Ich will nur hieraus“, sagte Neville.
Es folgte ein kleiner Aufschrei. Ein Vogel war ganz nah an ihm und im rasenden Tempo vorbeigeflattert.

Vor einem leuchtenden Himmel, der in einen strahlend blauen Fluss übergeht, steht links am Wegesrand eine hohe Palme. Von rechts senkt sich ein großer, rot-gelber Phönix aus dem Flug herab auf eine schwarz gekleidete Person.
Bild von jerome bennings (Ravenclaw)
„Du schon wieder. Hast wohl Spaß dran, mich zu erschrecken“, sagte er zu dem Phönix.
„Ich weiß nicht mehr, wo es langgeht“, meinte Luna.
„Oh, nein. Was machen wir denn jetzt?“, jammerte daraufhin Neville.
Der Phönix gab einige wohlklingende Töne von sich. Es war, als ob der Phönix ihm etwas mitteilen wollte. Neville lauschte und konzentrierte sich mehr auf die Musik.
Und dann verstand er: “Wir müssen ihm folgen!“
Also liefen sie ihm hinterher. Dann waren sie endlich draußen. Luna streichelte dem Phönix sanft über den Kopf.
„Danke“, flüsterte sie.
Der Phönix blinzelte sie noch einmal kurz an und flatterte davon. Sie schauten ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann apparierten sie nach Hause.

Es war ein langer Tag gewesen und deshalb ging zumindest Luna, müde wie sie war, sofort und wortlos zu Bett. Neville holte sich eine Flasche Feuerwhisky. Ihm war immer noch kalt. Tagsüber war es herrlich warm in Indonesien gewesen, dafür nachts umso kälter. Er trank einen Schluck. Der Feuerwhisky wärmte ihn so richtig von innen durch.
Nach zwei Gläsern ging er selbst zu Bett, lag aber noch lange wach. Pflanzen interessierten ihn sehr und er musste an diese wunderschöne Pflanze denken. Er würde gern selbst eine solche haben.
„Arabische Knollen“, flüsterte er und grinste. Dann schlief er ein.